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Letzte Aktualisierung: 2. September 2007
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Krieg spielen, ein modernes Hobby?

Sieht man heute Berichte über Extremsportarten wie Airsoft oder Paintball, werden oft Stimmen laut, die im Brustton der Überzeugung verlauten lasen "Sowas hats ja früher nicht gegeben!". Stimmt das wirklich? Hat es das früher nicht gegeben?
Dem wollen wir mal auf die Spur gehen.

Vorwort:

Meine Wenigkeit, der Autor dieses Artikels, ist Jahrgang 76, verheiratet und Vater. Ich bin seit ca 12 Jahren mit der Paintball und Airsoftszene im Kontakt und aktiv und arbeite derzeit als Berater und Designer milit. Bekleidung und Ausrüstung. Hobbymäßig arbeite ich u.a im musealen Umfeld, an Museeumsbelebungen und anderen hist. orientierten Events mit. Man könnte dies als Gratwanderung zwischen Reenactment und Experimentalarchäologie bezeichnen.

Ein kurzer Blick zurück…

Erinnere ich mich an meine Jugend zurück gibt es ein Erlebnis, das mir in Erinnerung geblieben ist: Die Erstausstrahlung des Mehrteilers Shogun. Wegen der für damalige Verhältnisse recht drastischen Gewaltdarstellung durfte ich Ihn nicht sehen. Was im Kindergarten bedeutete, nicht zu begreifen warum sich die anderen mit Linealen duellierten.
Woraufhin ich dann heimlich zuschaute, als meine Eltern guckten. Und ich wusste nicht so recht was daran schlimm war. Eher fand ich die Handlung damals tröge und doof. Aber ansonsten waren mir Filme wie Ivanhoe, Robin Hood oder auch diverse "Monumentalschinken" lieber. Auch hier purzelten die Menschen scharenweise von Leitern, Mauern, oder sanken einfach zu Boden.
Die waren dann tot. Das wusste ich. Ich wusste auch was tot war, denn das war mein Opa auch seit kurzen. Der war da oben im Himmel. Für meinen Opa soll das angeblich toll gewesen sein, ich müsse mir keine Sorgen machen, sagten alle, also muss es für die Leute da im Film auch nix schlimmes sein. Dachte ich mir damals…

Krieg spielen…

Ebenso ungetrübt wie es in den Filmen zuging, spielten wir die Schlachten dann nach, mit unseren Playmobil Indianern und Lego Rittern. Natürlich starben da auch reihenweise die Bösen!
Also die, die wir gerade als böse auserkoren. Bisher konnte noch nie wer einer Lego-Figur ein böses Gen nachweisen. Also mussten wir bestimmen, wer leben durfte und wer starb. Hinterher wanderten ja alle wieder in die Box! Und da waren wir in guter Gesellschaft! Vor einigen Hundert Jahren herrschte in Europa Krieg. Und wer es sich leisten konnte spielte Krieg. Mit Zinnfiguren und Holzhütten wurden die Schlachten von Napoleon, Wellington und dem alten Fritz nachgespielt.
Und wer sich das nicht leisten konnte, bastelte sich seine Figuren aus Ton, wie es Funde in Klärgruben des hohen Mittelalters zeigten. Auch in Hedeby (Haithabu an der Schlei) fand man Soldaten, aus Knochen geschnitzt. Im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg stehen Rüstungen für Kindersoldaten und Waffen für Kinder. 


Was ist Airsoft?!

1. Vorwort

Die Frage, die bereits in der Überschrift dieser Abhandlung formuliert wurde, kann entweder ganz banal aufgrund des Wortes Airsoft beantwortet werden oder man versucht hier eindringlich den Begriff mit all seinen Hintergründen zu durchleuchten und zu erklären. Man kann sich nur auf den Gegenstand oder auf das gesamte Konstrukt Airsoft beziehen. Daher ist es nicht sehr einfach diese Frage kurz, knapp oder gar prägnant zu beantworten. Man muss schon einen Einblick in die komplexe Thematik riskieren, um einem Unbedarften Airsoft näher erläutern zu können.
Mit dieser Abhandlung versuchen wir die Grundzüge und inhaltlichen Begrifflichkeiten rund um den Begriff Airsoft näher zu erläutern.

2. Definition

Es ist nicht einfach Airsoft in eine vereinfachte klar dargestellte Definition zu packen, da sich die Motivation jedes Spielers in verschiedenen Ansichten unterscheidet. Dennoch sind im wesendlichen die Grundzüge sämtlicher Auffassungen über diesen Begriff ähnlich oder gleich, so dass man folgende Definition für Airsoft durchaus als realistisch ansehen kann:

 

3. Rückblick und Entwicklung

Airsoft stammt ursprünglich aus Japan. Nach dem zweiten Weltkrieg, als die USA Japan besiegt hatten, wurden Schusswaffen für die japanische Zivilbevölkerung verboten. Bis heute ist das Gesetz noch immer gültig und somit wich die japanische Industrie auf Waffenrepliken aus Kunststoff aus. Sie brachten die ersten funktionstüchtigen Waffennachbauten als Spielzeug auf den Markt, die seinerzeit nur federbetrieben und manuell funktionierten. Schnell begriff man, dass es ein großer Markt für Waffenenthusiasten in der Spielzeuglobby war und darum expandierte der Airsoftmarkt in Asien recht zügig. Ständige Neuerungen wie, elektrisch betriebene Airsoftguns (ASG), sowie gasbetriebene ASGs, machten die zum Spielen entwickelten Spielzeugwaffen zu technisch hochentwickelten Waffenrepliken. Durch die amerikanische Besatzungsmacht wurde dieses Spielzeug in den Westen verbracht, wobei sich hier der Begriff Airsoft bildete. Mit Air wurde die Luft definiert, mit denen man Plastikkugeln bzw. sog. Softballs verschie&zslig;en kann. Daraus entwickelte sich dann die Bezeichnung Airsoft.
Die Plastikkugeln bzw. Softballs erhielten hingegen ihren Namen, aufgrund ihrer Größe, von den in Kugellagern verwendeten Kugeln, die sich Bearingballs nennen. Daher auch der Begriff BB-Kugeln. Oft wird aber auch der Begriff Baby-Bullet für BBs verwendet.
In Deutschland hielten die ASGs mit der Novellierung des Waffengesetzes im Jahre 2004 ihren legalen Einzug auf den Markt und sind seither für Alt und Jung in jedem gutsortierten Spielzeug- und Waffenhandel zu erwerben. In der deutschen Sprache hat sich der Begriff Airsoft allerdings linguistisch bedingt als Softair durchgesetzt, der in seiner Bezeichnung und auch international gesehen allerdings falsch und irreführend ist.
Die Hersteller von ASGs kommen vorwiegend aus dem asiatischen Raum, wo sich Hersteller meist auf bestimmte Kategorien von Waffentypen spezialisiert haben. In diesem Bereich gibt es tatsächlich jede Waffe als Nachbau und für alle Waffentypen gibt es unzählige Zusatzausstattungen von Tuningläufen bis hin zu Custom Kits, mit denen man das komplette Aussehen einer ASG verändern kann. Bis auf Japan, dürfen Hersteller von ASGs als Metallanfertigungen herstellen, die sogar eingefleischte Waffenkenner nicht mehr erkennen lassen, welches nun eine reale Waffe oder eine Replik ist. Aus diesem Grunde sind ASGs nicht nur bei Spielern beliebt, sondern werden von Waffensammlern wegen ihrer Detailgenauigkeit ebenso geschätzt.

4. Spielweisen und andere Möglichkeiten im Airsoft

Die Definition fasst viele Elemente auf, die in Bezug auf die Motivation und dem Nutzen genauerer Erläuterungen bedürfen.
Zum einen gibt es die weitverbreitetere Spielweise, die ähnlich dem aus dem Paintball bekannt ist. Bis auf die Tatsache, dass man hier nicht mit Farbkugeln schießt, sondern in der Regel 6 mm Plastikkugeln sog. BBs verwendet. Man Spielt in sog. Quickgames (Schnellspiele) oder in lang ausgedehnten Szenarios, den sog. Operations (OPs) gegeneinander. Sinn und Zweck solcher Spiele ist es immer, dass zwei oder mehrere Parteien in einem taktisch orientierten Zusammenspiel, mit den jeweilig gebildeten Teams, vordefinierte Ziele erreichen. Das kann das Halten einer Flagge bis hin zum Erobern eines Objektes sein. Hierbei ist im Wettstreit Fairness das oberste Gebot. Da es keine Markierungen bei Treffern gibt, wie beim Paintball, sind die Treffer von jedem Getroffenen selber anzusagen. Die Spiele können dabei von leicht bis schwer organisiert werden. Bewegung, Schnelligkeit und Teamplay ist hierbei oft der Schlüssel zu Sieg. Hierbei ist besonders hervorzuheben, dass Sicherheit und Teamplay bei allen Spielen, neben dem Spaßfaktor natürlich, im Vordergrund stehen. Ramboverhalten und Nichtbeachten der Sicherheitsbestimmungen werden sofort unterbunden, notfalls mit Spielfeldverweis.
Zum anderen gibt es auch das sog. Sportschiessen, welches unter dem Begriff ISPC (International Practical Shooting Confederation) bekannt ist. Hierbei handelt es sich um ein Parcoursschießen, bei dem es um Schnelligkeit, Zielgenauigkeit und Präzision geht. Im ISPC werden bereits internationale Wettkämpfe ausgetragen und ist die sportlich anerkanntere Variante des Airsoft.
Ein weiterer Aspekt ist das Re-enactment. Hierbei finden sich Leute mit der Motivierung zusammen, eine militärische oder polizeiliche Einheit oder Sonstiges nachzustellen. Sie verwenden viel Aufwand und Zeit damit, um ihren Vorbildern in Ausrüstung und Waffen so nahe wie möglich zu kommen. Spielerisch können hier Spiel, Spaß, Spannung, Abenteuer und Wettkampf zusammengeführt werden, was das Ganze um so interessanter macht. Zudem kommen auch noch Szenarios, in denen man zeitlich fast unbegrenzt mit seiner Ausrüstung zum Flair des Ganzen beiträgt und mitwirkt. Bei allen Spielen werden vorher durch eine Leitung klare Regeln festgelegt, die das Spielen sicher, fair und zugleich spielbar machen.
Eine weitere Eigenschaft, die das Airsoft bietet, ist die Möglichkeit für Waffensammler und Technikbegeisterte sich mit solchen Waffenrepliken eine Leidenschaft auszuleben, die sonst nur mit realen Waffen möglich wäre. Da reale Waffen aber in Punkto Gefahrengut, Sicherheitsbestimmungen, scharfer Gesetzesbestimmungen und insbesondere dem Kostenaufwand für viele recht uninteressant sind, kann der versierte Sammler und Technikbegeisterte dennoch auf seine Kosten kommen. Vom Sammeln, Tunen, Modellieren, über Bemalen und gekonnt fotografisch in Szene setzen, sind den Begeisterten keine Grenzen gesetzt.

5. Die Technik von Airsoft

Gemeint ist dabei wie Wirkungsweise bzw. das Funktionsprinzip von ASGs. Kern der Technik ist hierbei ein Kolbensystem, in dem Luft komprimiert und als Treibmittel zur Beschleunigung des Plastikprojektils genutzt wird. Als Kraftkonstante dient hier eine Feder, warum die meisten ASGs auch rechtlich gesehen unter die Kategorie der Federkernwaffen fallen. Als Antrieb kann eine ASG entweder manuell von Hand gespannt oder durch einen kleinen Motor, welcher kleine Zahnradübersetzungen sog. Gears antreibt, elektrisch betrieben werden. Der dazu benötigte Strom wird durch Akkupacks, die in der ASG ebenfalls untergebracht sind, sichergestellt.
Anders aber verhält es sich mit ASGs, wo als Treibmittel Flongas (Kaltgas) benutzt wird. Hier erfährt das Plastikprojektil durch direkte und komprimierte Gaszuführung seine Beschleunigung.
Bei allen o.g. Techniken, erhalten die BB-Kugeln bei ihrer Beschleunigung durch ein sog. Hop Up eine Rückwärtsrotation. Dabei wird die BB-Kugel unter eine im Lauf obenliegende Gummiwalze gedrückt. Dadurch erhält das Plastikprojektil eine stabile Flugbahn, so dass man mit ihnen recht präzise treffen kann. Abhängig von der Federstärke, können mit einer ASG Reichweiten von bis zu 60 bis 70 m erreicht werden.

 

    "Airsoft ist ein Hobby mit ineinander verflochtenen Tätigkeitskategorien. Einmal eine sportliche Komponente und zum anderen eine sammlerische Darstellungskomponente. Im sportlichen Sinne ist Airsoft ein waffensportliches Spiel, in dem sich Teams oder einzelne Spieler in einem fairen Wettstreit nach klaren vordefinierten Regeln begegnen.
    Im Sinne der sammlerischen Darstellung, ist Airsoft eine Möglichkeit die Sammelleidenschaft in Bezug auf Waffen und Ausrüstungsgegenständen ausleben zu können.
    Verbindet man diese Kategorien miteinander, so werden Operationen und Szenarien aus dem Bereich Militär, Polizei und anderer Bereiche als Plattform genutzt, um ein sportliches Spiel in eine lebhafte Inszenierung zu setzen, was man aus dem Re-enactmentbereich bereits kennt."
 
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